Raumwirksamkeit der Digitalisierung

Ergebnisse einer breit angelegten Delphi Umfrage

Digitalisierung verändert die Anforderungen an den Raum, dessen Nutzungen und damit Raum und Landschaft selbst. Für Technik und Fachplanungen kristallisieren sich die Entwicklungstrends allmählich heraus. Doch wie sich die Digitalisierung auf den Raum und die Planung konkret auswirkt, ist momentan noch kaum erforscht.


Hier erste Antworten und Hilfestellungen für die Planung in den Gemeinden und Regionen zu finden, um deren Handlungsfähigkeit im Zeitalter der Digitalisierung zu erhöhen, ist Ziel des Forschungsprojekts „NUDIG – Nutzen der Digitalisierung für eine nachhaltige Landschafts- und Raumentwicklung“.
 

Auswirkungen der Digitalisierung

Die konkreten Auswirkungen der Digitalisierung auf Verkehrs-, Raum- und Landschaftsplanung werden mittels Literatur- und Fallbeispielrecherche analysiert und bewertet. Um diese Ergebnisse zu plausibilisieren, sind Fachexpertinnen und Fachexperten gefragt, mithilfe einer zweistufigen Delphi-Umfrage, ihre Einschätzungen abzugeben. Gleichzeitig wird die Umfrage auch an die Fachverbände (SVI, FSU, BSLA) geschickt, womit eine breitere Abstützung dieser Annahmen und Thesen erreicht wird. 


Die zentrale Rolle der Delphi-Umfrage im Wissensgenerierungsprozess von NUDIG und die weiteren Schritte in dem Forschungsprojekt, das im Rahmen des HSR Forschungs- und Entwicklungsplans Raum und Landschaft 2030 durchgeführt wird, ist in der Abbildung dargestellt.
 

Wissensgenerierungsprozess von NUDIG

Das zentrale Ergebnis der Umfrage ist, dass sich die Fachdisziplinen der Digitalisierung nicht verweigern können und die Raumnutzungen und die Wahrnehmung von Raum beeinflusst und verändert werden. Die Digitalisierung eröffnet für alle Raumkategorien Potenziale für eine nachhaltige Entwicklung. Sie wird sich aber nicht in allen gleich auswirken. Vor allem für die ländlichen Räume sind die Auswirkungen am wenigsten deutlich absehbar. Für die Agglomerationen lassen sich die Chancen bereits klarer benennen. Zu nennen sind beispielsweise in der Mobilität die Steigerung der Verkehrssicherheit, die Reduzierung der Umweltbelastung und eine effizientere Abwicklung des Verkehrs. Im Bereich der Landnutzung wird eine nachhaltigere Landwirtschaft, gezielte Lenkung und Information von Naherholenden sowie eine flächeneffiziente Raumnutzung oder die Umgestaltung der öffentlichen Räume ermöglicht.

Potenziale erschliessen, Steuerungsbedarf ausschöpfen und Daten nutzen

Drei Stossrichtungen, die sich aus den Ergebnissen der Delphi-Umfrage ableiten lassen


Potenziale der Digitalisierung lassen sich durch die Durchführung kleiner, kurzfristig zu realisierender Projekte erschliessen. Reallabore bieten hier den Rahmen, um Anwendung, regulatorische Anforderungen aber auch Akzeptanz und Steuerung gemeinsam mit den Akteuren zu erarbeiten. Diese Themen und Projekte können dann weiter zu Planungskonzepten entwickelt werden.


Durch die neuen Technologien werden sich die Räume selbst und deren Steuerung an neue Anforderungen anpassen müssen. Eine Flexibilisierung der bestehenden, flächenbezogenen Planungsinstrumente oder auch eine Ergänzung um eine auswirkungsbezogene Steuerung ist die Folge.


Daten spielen in der räumlichen Planung eine immer grössere Rolle. Hier besteht die Möglichkeit vermehrt in Szenarien zu denken und mit Visualisierungen auch kooperative Planungsmodelle zu verfolgen. Um mittelfristig nicht die Handlungsfähigkeit zu verlieren, ist eine räumliche Datenpolitik aufzubauen, um das Wissen über den Raum und seine Nutzung als Grundlage für die Steuerung zu nutzen.
 

Digitalisierung als Chance

Um Digitalisierung als Chance zu nutzen, muss sie im Sinn bestehender Ziele angewendet, in Projekten konkretisiert und die Nutzung verfolgt und gesteuert werden. Nur so kann auf die Erreichung der Ziele hingearbeitet und die Planung proaktiv gesteuert werden, ohne sich von technologischen Entwicklungen passiv treiben zu lassen.

 

Den gesamten Bericht zu den Ergebnissen der Delphi-Umfrage steht auf Zenodo, dem Online Repository des Cern, zum Download bereit.

 


Über den/die Autor/in

Dirk Engelke

Dirk Engelke ist Professor für Raumentwicklung am IRAP Institut für Raumentwicklung und Co-Leiter des Kompetenzzentrum Geoinformation

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