Wie unterstützen mich digitale Hilfsmittel bei der Sicherung der Naherholungsqualität?

Ziele

Die Zuhilfenahme digitaler Hilfsmittel zur Steigerung der Naherholungsqualität kann folgende Ziele unterstützen:

  • Naherholungsgebiete sollen für die lokale Bevölkerung besser zugänglich gemacht werden, um regionale Highlights zu entlasten und den Freizeitverkehr zu verringern.
  • Sensible Gebiete sollen von Naherholungssuchenden gemieden werden.
  • In sensiblen Naherholungsgebieten sollen die Nutzungsspitzen verteilt werden, um Nutzungskonflikte zu vermindern.
  • Mit einer besseren Datennutzung sollen Besuchende informiert und gelenkt werden, was auch eine einfachere und bessere Überwachung von Schutzgebieten ermöglicht.

Ausgangslage

  • Naherholungshotspots weisen zunehmend einen steigenden Nutzungsdruck in sensiblen Naturräumen auf. Ebenfalls kommt es dort vermehrt zu Nutzungskonflikten zwischen verschiedenen Freizeitaktivitäten wie beispielsweise Biken, Spazieren und Reiten.
  • Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit bewegt sich die Bevölkerung der Schweiz zwar immer mehr, ein Viertel der Bevölkerung ist aber noch immer nicht genügend aktiv (Stand 2017 / BAG, online).
  • Neben etablierten Wegweisern und Signalisationen ist es aufgrund der bestehenden Menge an Schildern schwierig resp. aufwändig, neue Wege auszuweisen, zu markieren sowie den Unterhalt zu gewährleisten.
  • Die Einhaltung von Wegegeboten in Naherholungsräumen ist schwierig und teuer zu überwachen.
  • Auf Community-Foren werden Wegeempfehlungen wie Bikerouten oder Wandervorschläge publiziert, die aus Sicht von Schutzaspekten nicht erwünscht sind.

Lösungsansatz

  • Die digitale Information sowie die digitale Lenkung von Besucherinnen und Besuchern beinhaltet den Rückgriff auf einfache Karten, Nutzungshinweise auf Webseiten und die Integrierung der Routen in bestehende Online-Karten, die von der Gemeinde beworben werden könnten (z. B. die eigene Webseite, Social Media etc.).
  • Die Gemeinde kann eigene Wander- oder Fahrradrouten auf bekannten Plattformen (Fitness-, Biker- und Wanderplattformen) veröffentlichen.
  • Bekannte Plattformen sollen regelmässig nach publizierten Aktivitäten im Gemeindegebiet geprüft werden. Gegebenenfalls sollen Änderungsanträge an die Betreiber gestellt werden.
  • Digitale Freizeitkarten können über Openstreetmap bereitgestellt werden.
  • Das Thema Naherholung kann auf der Webseite der Gemeinde und Social-Media-Kanälen aktiv bewirtschaftet werden. Nutzen der Digitalisierung für eine nachhaltige Landschafts- und Raumentwicklung
  • Regelmässige Hinweise auf die Naherholungsrouten bei Veröffentlichungen von Gemeinden fördern die Bekanntheit.
  • Die Nutzung von Mobilfunkdaten (vgl. Empfehlungsblatt Daten) könnte für die Bestimmung der Art der Aktivität und Belastung der Naherholungswege genutzt werden. Die Bewerbung einzelner Routen kann somit direkter an die Zielgruppen gerichtet werden.
  • Navigation über Mobiltelefone (z.B. mit Karten oder Augmented Reality) kann Wegweiser und Signalisationen in Naherholungsgebieten ersetzen oder ergänzen.

Nutzen

  • Durch die aktive digitale Information der Bevölkerung kann die Attraktivität und Bekanntheit von lokalen Naherholungsgebieten mit relativ geringem, aber regelmässigem Aufwand gesteigert werden. Informationen können online aktualisiert werden.
  • Über digitale Kanäle können auch temporäre Aktivitäten beworben und signalisiert werden bzw. Routen können auch auf die Jahreszeit bzw. die Vegetationsperiode abgestimmt ausgewiesen werden.
  • Die Nutzung von Mobilfunkdaten lässt Regelmässigkeiten in der Nutzung und Auslastung der Wege in Wochen- und Tageszeiten ableiten. Werden die Naherholungssuchenden aktiv darüber informiert, können Nutzungsspitzen geglättet und Konflikte verringert werden. Je nach Auslastung können Ausweichrouten empfohlen werden, was eine spontane Nutzung der Wege ohne Konflikte ermöglicht.

Bedingungen

Um das Potenzial digitaler Besucherlenkung und -information auszuschöpfen,

  • sollen klare Zuständigkeiten für die Aktualisierung der Online-Angebote sowie für die Ausweisung der Wege bestehen.
  • müssen die auszuweisenden Wege öffentlich nutzbar sein.
  • sollen Routenführung und Naherholungsorte mit Interessengruppen abgestimmt sein (Umweltverbände, Schutzbeauftragte, etc.).
  • muss das Bewusstsein für die Zielgruppe (Lokale Bevölkerung) geschärft werden.

Erfahrungen

Für den neu gestalteten Wander- und Fahrradweg „Erlebnisrundweg Obersee“ wurde mit Openstreetmap eine einfache Version einer digitalen Online-Karte erstellt. Diese ist hier abrufbar: umap 
«Im digitalen Zeitalter bereiten sich immer mehr Besucher online auf Freizeitaktivitäten vor. Gemeinden und Organisationen, die auf transparenten Umgang mit Informationen setzen – z. B. Freizeitrouten als Open Data zur Verfügung stellen – verschaffen sich somit einen Vorteil.»
                                                 Stefan Keller, Professor und Institutsleiter Institut für Software der OST Ostschweizer Fachhochschule

Empfehlungen

Aufgrund der Erfahrungen mit der Ausweisung des „Erlebnisrundwegs Obersee“ und verschiedener Naherholungsplanungen empfehlen wir:

  1. die lokale Naherholung für die Standortattraktivität zu fördern und mit den Tourismusverbänden und der Gesundheitsförderung abstimmen.
  2. die Abstimmung mit Nachbargemeinden vorzunehmen, um mehr Ausstrahlung und Durchgängigkeit zu erreichen.
  3. die digitale Routenführung als einfache und flexible Option zur Wegausweisung und Routenempfehlung zu nutzen.
  4. Mobilfunkdaten zu nutzen, um die Belastung der Wege zu überprüfen.
  5. die digital unterstützte Information der Naherholungssuchenden über Auslastung und Alternativrouten, um Nutzungskonflikte zu verringern

 



Über den/die Autor/in

Hans-Michael Schmitt

Professor für Landschaftsplanung / Dipl. Ing. TUH SIA Landschaftsarchitekt / BSLA Institutspartner Institut für Landschaft und Freiraum ILF der OST

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Über den/die Autor/in

Carsten Hagedorn

Carsten Hagedorn ist Professor für Verkehrsplanung und Leiter des Kompetenzzentrum Fuss- und Veloverkehr

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