Wie kann ich trotz steigendem Paketaufkommen und Lieferverkehr eine bessere Logistik im Gemeindegebiet gewährleisten?

Ziele

  • KEP-Stationen (Stationen für Kurier-, Express- und Paketdienste, auch Micro-Hubs genannt) können einen wichtigen Beitrag zur Gemeindeentwicklung leisten.
  • Durch die Nutzung von KEP-Stationen können neue Quartierzentren entwickelt werden.
  • Der Güterverkehr, insbesondere auf der letzten Meile, kann durch eine bessere Logistik im Quartier verringert werden.

Ausgangslage

  • Der Anteil des Onlineversandhandels steigt stetig (über 70% der Schweizer Bevölkerung bestellen mindestens einmal jährlich online).
  • Corona hat die Situation nochmals verschärft.
  • Das Marktvolumen von KEP-Dienstleistern steigt signifikant.
  • Durch diese Verlagerung sind Auswirkungen auf den innerstädtischen Detailhandel zu erwarten. Quartierzentren und Ortskerne leben von einer guten Nutzungsdurchmischung. Wenn sich der Handel immer mehr ins Internet verlagert, laufen Orte und Städte Gefahr, eine wichtige Versogungsnutzung zu verlieren. Leerstehende Ladenlokale und ungenutzte Erdgeschosse sind die Folge.

Lösungsansatz

  • Neue „letzte Meile“ Angebote werden gefördert. KEP-Stationen können Lieferverkehre in den Quartieren bündeln.
  • Es wird empfohlen, Stationen für Ver- und Entsorgung im Nahbereich von frequentierten Plätzen planerisch zu sichern.
  • Diese KEP-Stationen können als neue Quartierzentren fungieren.

Nutzen

  • Durch die Bündelung von Angeboten und Transporten entsteht weniger Verkehrsleistung. Dies führt wiederrum zu weniger Emissionen und weniger Kurzzeitparkieren im öffentlichen Strassenraum.
  • KEP-Stationen bringen Vorteil für Unternehmen aber auch Kunden, welche kurze Wege und ein sicheres Abhole an sieben Tagen die Woche zu jeder Zeit wollen.
  • Durch die Vermeidung von Mehrfachfahrten zu nicht erreichbaren Kunden kann der Güterverkehr und die letzte Meile optimiert werden.
  • Ein Abholstationen-System ist eine Dienstleistung für die Bevölkerung und kann den Gemeindestandort attraktiver machen.
  • Wenn eine KEP-Station mit anderen Nutzungen verknüpft wird, spricht man von Service Points. Dort können neue belebte Räume entstehen.

Bedingungen

  • Bisher gibt es wenige Kooperationen zwischen privaten Anbietern im KEP-Business. Paketstationen, die anbieterneutral zugänglich sind und kooperativ genutzt werden, können der Flächenkonkurrenz vorbeugen.
  • Gemeinden und öffentliche Verwaltungen haben bisher keinen Einfluss auf Standortentscheide von KEP-Stationen. Daher sollte die Einflussnahme für Gemeinden bei der Standortwahl gesichert werden.
  • Abholstationen müssen behindertengerecht und durchgehend zugänglich sein.
  • Synergien mit anderen Unternehmen aus Dienstleistung, Verwaltung oder Handel sind zu prüfen.
  • Die Sicherheit muss gewährleistet sein. Daher ist die Standortwahl besonders wichtig. Angsträume sind zu vermeiden, der öffentliche Raum soll von Abholstationen profitieren.
  • Abholstationen sollten auf Wegen liegen, die frequentiert sind, um eine Zunahme des MIV möglichst zu vermeiden. Passende Standorte für KEP-Statione sind unter anderem:
    • Lokal frequentierte Orte neben Einkaufsmöglichkeiten
    • Plätze mit einem hohen Anteil an Arbeitsplätzen
    • Haltestellen des öffentlichen Verkehrs

Erfahrungen

«Service-Stationen alleine können Plätze und den Raum nicht beleben. Für die Belebung öffentlicher Räume müssen Synergien und mehrere Konzepte miteinander verknüpft werden. Beispielsweise: Paketstationen mit kleinen Einkaufsmöglichkeiten oder Paketstationen und Informationsschalter miteinander verbinden.»

Martin Widmer, Leiter Netzentwicklung und Strategisches Partnermanagement, Schweizerische Post AG

Empfehlungen

  1.  Stärkere Berücksichtigung in Planung und Projektierung:
    In Raum- und Verkehrskonzepten sowie Agglomerationsprogrammen sollten Logistik,
    Güterverkehr, letzte Meile und KEP-Stationen stärker berücksichtigt werden.
    Bei neuen Verkehrsprojekten in der Gemeinde sind diese ebenfalls in die Planung
    miteinzubeziehen.
  2.  Abholstationen-Konzept:
    Standorte für KEP-Stationen (Kurier-, Express-, Paketdienste) sind gemeindeweit zu
    koordinieren und ein Konzept zu erarbeiten. Hierzu sind Perimeter zu definieren, in
    denen bereits ein hoher Bedarf und eine gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsträgern
    vorhanden ist und die sich für eine Bündelung mit vorhandenen Quartierinfrastrukturen
    eignen. Diese sind mit den Anforderungen der KEP-Dienstleister abzustimmen.
  3.  Zusammenarbeit initiieren
    Anbieter wünschen sich mehr Initiative seitens Gemeinden, um Angebote im öffentlichen
    Raum realisieren zu können und um Kooperationen und Synergien zu
    entwickeln. Eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Unternehmen, welche gemeinsam
    die Station bedienen, kann zu einem belebten Quartierszentrum führen
    und der Flächenkonkurrenz von Unternehmen entgegenwirken. Die Gemeinde kann
    hier eine Rolle als Bindeglied zwischen den einzelnen Unternehmen einnehmen und
    auch mögliche Standorte zur Verfügung stellen.

 



Über den/die Autor/in

Dirk Engelke

Dirk Engelke ist Professor für Raumentwicklung am IRAP Institut für Raumentwicklung und Co-Leiter des Kompetenzzentrum Geoinformation

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