Wie kann ich Planungsprozesse durch digitale Daten effektiver machen?

Ziele

  • Mehr Wissen über den Raum für passgenaue Planungsprozesse durch die Nutzung von Daten generieren.
  • Bereits vorhandene Daten für die Raumbeobachtung besser nutzen (Mehrfacherhebung vermeiden, sektorübergreifend denken, Mehrwerte ausschöpfen).
  • Mit Hilfe von digitalen Daten das Monitoring über die effektive Nutzung des Raumes ausbauen. Beispiele sind: aktive Besucherinformation und -lenkung sowie die Überwachung der Schutzgebiete, Parkierungsreglemente und Fahrtenmodelle.

Ausgangslage

  • Erhebungen von Daten finden zumeist ohne Datenkonzepte mit Schnittstellen zu anderen Erhebungen statt und werden teilweise nur sektoral genutzt und weiterverteilt, obwohl immer mehr Auswertungsmöglichkeiten zu Verfügung stehen.
  • Anwendungsbeispiele für die Nutzung von Daten in der Verkehrs-, Raum- und Landschaftsplanung sind hauptsächlich sektoral bekannt. Derzeit finden ausserdem Datenerhebungen, Beschaffungen oder Aufbereitungen für Planungsprojekte oftmals mehrfach statt.
  • Die Datenhohheit und der Besitz von raumnutzungsrelevanten Daten liegen derzeit hauptsächlich bei halbstaatlichen und privaten Unternehmen. Dies ist kritisch, da erschwerte Zugänglichkeit, nicht standardisierte Qualität und hohe Kosten die öffentlichen Planungsaufgaben bremsen.

Lösungsansatz

  • Das Bewusstsein für digitale Daten und deren Einsatz ist auch in lokaler Politik zu etablieren.
  • Jenseits der formalen Anforderungen des Geoinformationsgesetzes eigene Erfahrungen mit Mehrwerten durch verstärkte Datennutzung sammeln.
  • Gemeinsam mit anderen Gemeinden können regionale Datenpools erstellt werden. Open-Data-Ansätze sind zu prüfen.
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Nutzen

  • In Planungs- und Partizipationsprozessen können durch eine verstärkte Datenverwendung auch andere Medien genutzt und breitere Bevölkerungsschichten angesprochen werden.
  • Digitale Datennutzung erlaubt auch eine schnellere Anpassung von Planungsszenarien.
  • Neben der Nutzung von Daten einer statischen Raumbeschreibung können dynamische Raumnutzungsdaten mehr Wissen über den Raum generieren und ein Monitoring ermöglichen.
  • Eine verstärkte Nutzung von Daten in Planungsprozessen ermöglicht es auch, dynamische Planungsansätze zu verfolgen wie parametrische Planung oder Geodesign.
  • Datenpools können zu ressourceneffizienterer Datenbeschaffung führen, wodurch der gesamte Prozess kostengünstiger, effizienter und innovativer gestaltet werden kann, z. B. Hackathons in der Gemeinde.
  • Insbesondere in der Verkehrsplanung ermöglichen Daten und der Zugriff auf Datenpools neue Planungsansätze wie beispielsweise Echtzeit-Besucherlenkung, aktive Verkehrssteuerung, Fahrtenmodelle oder genauere Analysen der Tages- und Wochengänge.

Bedingungen

  • Der Zugang zu Daten ist auf allen politischen Ebenen zu regeln, um dauerhaft die öffentlichen Planungsaufgaben zu sichern. Dabei sind Daten(nutzungs)konzepte auf die für die Erfüllung der Planungsaufgaben notwendige Aktualität und Granularität zu begrenzen.
  • Auf eine Sicherstellung der Datenqualität, der Schnittstellen und Kompetenzen im Umgang mit Daten ist zu achten.
  • Datenschutz ist eine wichtige Voraussetzung im Umgang mit Daten. Daher soll speziell mit Personendaten kein Verkauf betrieben oder Profit erzielt werden.
  • Die Etablierung einer Datenethik als Handlungsfeld lokaler Politik ist anzustreben (z. B. Stadtratsbeschluss Datenethik Stadt Ulm, Deutschland).

Erfahrungen

«Grundsätzlich verfügen wir über viele Daten, die wir auch verorten können. Schwierig dabei ist nur, dass bei uns die Ressourcen fehlen, diese Daten für raumplanerische Fragestellungen aufzubereiten und zu generalisieren. Und dass wir, aufgrund von Datenschutz, die Rohdaten nicht weitergeben dürfen.»
                                                          Markus Gallati, Projektleiter Netze, Energienetzwerk Rapperswil-Jona

Empfehlungen

  1. Eigenes Know-how aufbauen:
    Um in der verstärkten Verwendung von Daten selbst Erfahrungen sammeln zu können, sind kleine Startprojekte seitens Gemeinde zu initiieren. Mehrwerte und die Schaffung von Schnittstellen werden so für den konkreten Bedarf aufgebaut.
  2. Datenpools aufbauen:
    Aus den Einzelprojekten werden Erfahrungen gesammelt, die in Konzepte übertragen werden können um Mehrwerte und Schnittstellen zu bilden. Um voneinander in den Projekten zu lernen, wird empfohlen, dass langfristig überkommunale und regionale Datenpools aufgebaut werden.
  3. Datenpolitik etablieren:
    Auch in der Gemeinde ist der Zugang und Umgang mit Daten als Politikbereich zu etablieren. Darin sind auch ethische Aspekte im Umgang mit Daten zu regeln.

 

 



Über den/die Autor/in

Dirk Engelke

Dirk Engelke ist Professor für Raumentwicklung am IRAP Institut für Raumentwicklung und Co-Leiter des Kompetenzzentrum Geoinformation

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