Wie verändert Künstliche Intelligenz die Raumplanung? Standortbestimmung und Erkenntnisse aus dem ARL-Arbeitskreis

Zum Abschluss der Zusammenarbeit des internationalen Arbeitskreises der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) sind drei zentrale Ergebnisse entstanden, die nicht nur die Arbeit der Arbeitsgruppe dokumentieren, sondern auch Impulse für Forschung und Praxis geben:

  • disP – The Planning Review: Die Sonderausgabe bietet eine strukturierte Einführung in die aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen und Potenziale des KI-Einsatzes in der Raumentwicklung.
  • Podcast Raumdigital zur KI in der Raumentwicklung: Die Soziologieprofessorin Annette Spellerberg und der Digitalisierungspraktiker Stefan Höffken diskutieren mit dem Host Dirk Engelke konkrete Anwendungen und räumliche Implikationen von KI sowie welche Governance bei der Einführung von KI von Nöten ist.
  • Positionspapier der ARL: Es bündelt die Ergebnisse des Arbeitskreises in Form von Handlungsempfehlungen und bietet eine kompakte Grundlage für Politik, Verwaltung und Forschung.

Abschlussveranstaltung, Urban Tech Republic Berlin-Tegel
Die Abschlussveranstaltung des ARL-Arbeitskreises "Künstliche Intelligenz in der Raumentwicklung", die am 5. Juni 2025 in den Räumen der Urban Tech Republic Berlin-Tegel stattfand, war Abschluss und Standortbestimmung. Vertreter:innen aus Wissenschaft, Planungspraxis und öffentlicher Verwaltung diskutierten, wie sich der Einsatz von KI auf die Gestaltung unserer Städte und Regionen auswirkt. Dabei stand weniger die Technologie als solche im Vordergrund, sondern vielmehr die Frage, wie KI verantwortungsvoll in Planung, Mobilität und Verwaltung integriert werden kann – und welche Gestaltungsspielräume wir dabei haben.

Die Diskussionen der Abschlussveranstaltung waren in drei thematische Blöcke gegliedert. Jeder Block begann mit einem wissenschaftlichen Impuls aus der disP-Publikation und wurde durch einen Praxisbeitrag ergänzt. Dieses Zusammenspiel aus Theorie und Anwendung ermöglichte eine differenzierte Standortbestimmung: Wo steht die Raumplanung im Umgang mit KI – und welche nächsten Schritte sind notwendig?

Entwicklungsstufen von KI in der Raumplanung: Dirk Engelke (OST) eröffnete mit einer Systematik, die verschiedene Reifegrade des KI-Einsatzes in der Raumplanung unterscheidet: von datenbasierter Analyse bis hin zu komplexer Entscheidungsunterstützung. Diese Einordnung bietet ein Raster für eine differenzierte Diskussion. Rolf Lührs (Demos Plan) brachte konkrete Erfahrungen aus digitalen Beteiligungsverfahren ein, in denen KI bereits heute zum Einsatz kommt. Die Diskussion drehte sich um Fragen der Transparenz und das Vertrauen in KI-gestützte Prozesse.
KI und Mobilität: Emilia M. Bruck (TU Wien) und Marlene Damerau (Urban.KI, Gelsenkirchen) zeigten anhand ihrer Projekte, dass KI zunehmend für integrierte Mobilitätsstrategien genutzt wird. Besonders deutlich wurde, dass algorithmische Steuerung nicht nur Effizienz, sondern auch neue Gerechtigkeitsfragen mit sich bringt: etwa in der Berücksichtigung sozialräumlicher Unterschiede bei der Verkehrsplanung.
Governance und KI in der Verwaltung: Klaus Beckmann (KJB.Kom) und Aurel von Richthofen (Arup) widmeten sich der Frage, wie KI in kommunalen Verwaltungen eingesetzt wird. Die Inputs zeigten, dass KI nicht nur bestehende Abläufe automatisiert, sondern auch Steuerungslogiken und Verantwortungsstrukturen verändert. Die Diskussion fokussierte auf die Notwendigkeit von Revisionsfähigkeit, Transparenz und demokratischer Kontrolle.

Fazit Die Diskussionen machten deutlich: Künstliche Intelligenz ist in der Raumplanung angekommen, aber vielfach fehlt es an institutionalisierter Gestaltungskompetenz. Die Technik ist bereits in der Anwendung, doch die Reflexion ihrer räumlichen, sozialen und normativen Implikationen steht vielerorts noch aus.

 

Mitglieder des Arbeitskreises
    • Klaus Beckmann, KJB Kommunalforschung (Co-Leitung)
    • Emilia Bruck, TU Wien
    • Dirk Engelke, OST
    • Stefan Höffken, Tegel Projekt GmbH
    • Martina Hülz, ARL
    • Florian Koch, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin
    • Jens Libbe, Deutsches Institut für Urbanistik - difu
    • Martin Memmel, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
    • Frank Othengrafen, TU Dortmund
    • Eva Reinecke, Stadt Hamm
    • Annette Spellerberg, RPTU Kaiserslautern-Landau (Co-Leitung)
    • Eva Schweitzer, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung - bbsr