Wie kann ich Parkierungsanlagen mit digitalen Hilfsmitteln siedlungs- und landschaftsverträglich optimieren?

Ziele

Die Optimierung und Bewirtschaftung von Parkierungsanlagen hat zum Ziel:

  • Parkierungsflächen optimal zu nutzen.
  • Such- und Mehrverkehr aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen zu vermeiden.
  • Parkfelder im Strassenraum und auf Freiflächen zu reduzieren, um die Attraktivität des öffentlichen Raums zu steigern sowie verträgliche Situationen in der Nähe von Naherholungsgebieten zu schaffen.
  • mit Parkierungsmanagement die städtebaulichen, ökologischen und verkehrsplanerischen Ziele der Gemeinde zu unterstützen.

Ausgangslage

  • In zentralen öffentlichen Räumen von Gemeinden dominieren oft Parkfelder im Strassenraum oder auf Freiflächen und somit abgestellte Autos Räume, die vielfältiger genutzt werden könnten.
  • In zentralen Bereichen können auch Nutzungskonflikte um den knappen Parkraum entstehen, da ein Zusammenhang zwischen dem Umsatz von Gewerbebetrieben und der Verfügbarkeit von Parkplätzen festgestellt wird.
  • Wo der Parkraum knapp ist, kann ein Mehrverkehr durch Parksuchverkehr entstehen.
  • Parkfelder im öffentlichen Strassenraum verursachen eine aufwändige und personalintensive Kontrolle.
  • Parkflächen in Naherholungsgebieten liegen oft in ökologisch sensiblen Bereichen.
  • Nicht zuletzt ist Autofahren sowie Parkieren vielerorts ein emotionales Thema und mit dem Gefühl von persönlicher Freiheit verbunden.

Lösungsansatz

  • Technische Neuerungen zur Erhebung der Belegung von Parkfeldern wie automatisierte Mess-Systeme und Echt-Zeit-Parksysteme (z. B. App ParkNow), können den Suchverkehr innerhalb Gemeinden verringern.
  • Digitale Hilfsmittel wie Apps können die Mehrfachnutzung von Parkplätzen begünstigen und so die Auslastung optimieren. Beispielsweise können Anwohnende ihre privaten Parkfelder tagsüber freigeben oder Unternehmen geben die Parkfelder am Wochenende für Freizeitzwecke frei. Dadurch könnte die Anzahl Parkfelder insgesamt reduziert werden. Ohne Reduzierung der Anzahl Parkfelder kann sich mit der Mehrfachnutzung aber auch das Verkehrsaufkommen in sensiblen Zentrumsbereichen erhöhen.
  • Mit der Verwendung von Apps zur Bezahlung der Parkgebühren kann der Personalaufwand für die Parkraumbewirtschaftung optimiert werden.

Nutzen

Durch die optimale Ausnutzung der Parkflächen und die Reduktion der Anzahl Parkfelder durch die beschriebenen Lösungsansätze

  • können an zentraler Lage Parkfelder eingespart werden, was attraktive Siedlungsräume und öffentliche Freiräume begünstigt.
  • kann der Parkfelderbedarf verringert werden.
  • können freie Parkplätze leichter aufgefunden werden und so der Suchverkehr reduziert werden.
  • können sensible Freiräume und Landschaftsräume geschont werden.

Bedingungen

  • Ein Bewirtschaftungs- und Parkraumkonzept für die Siedlungs- und Naherholungsräume soll die Grundlage darstellen.
  • Digitale Hilfsmittel wie Apps bedingen zuverlässige und transparente Betreiber und wenig Bearbeitungsgebühren.

Empfehlungen

  1. Technische Neuerungen in Bezug auf Parkierung (Infrastruktur, Apps, Fahrzeuge) sollten beobachtet werden, um rechtzeitig reagieren zu können.
  2. Heutige Planungen sollten so umgesetzt werden, dass keine Optionen verbaut werden. Dies bedeutet, insbesondere flexibel und reversibel zu planen, dass beispielsweise Ein- und Ausstiegsorte für automatisiertes Parkieren eingebaut werden können, wenn die Marktreife eintritt.
  3. Vor der Einführung von technischen Neuerungen sollten die Effekte einander gegenübergestellt werden, um Fehlanreize (beispielsweise Attraktivitätssteigerung von motorisiertem Individualverkehr und folglich Mehrverkehr und höhere Nachfrage) zu vermeiden.

 

 



Über den/die Autor/in

Carsten Hagedorn

Carsten Hagedorn ist Professor für Verkehrsplanung und Leiter des Kompetenzzentrum Fuss- und Veloverkehr

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Über den/die Autor/in

Hans-Michael Schmitt

Professor für Landschaftsplanung / Dipl. Ing. TUH SIA Landschaftsarchitekt / BSLA Institutspartner Institut für Landschaft und Freiraum ILF der OST

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